Der falsche Ton - oder

Musik verbindet - sagt man so

 

Das Opus ist in vollem Gange,

es dauert nun schon ziemlich lange.

Der Töne Klarheit ist zu loben. -

Gleich wird `s in dieser Halle toben.

 

Da, fast schon an des Sieges Pforte

- es gibt dafür, nein, keine Worte -,

fällt noch ein Schatten in die Klänge,

von fürchterlicher Takteslänge.

  

Und er, der Schuld an diesem Makel,

weiß, was nun folgt, - welch ein Debakel.

Den Abonnenten ist schnell klar,

wer hier der Übeltäter war.

 

Die Mannen um den Armen rum,

schaun sich verstohlen nach ihm um.

Sie mosern still in sich hinein

- denn öffentlich wär's ja nicht fein -,

 

was sie so von Kollegen halten,

mit denen sie Musik verwalten.

„Das tut ihm gut, dem Arroganten,

dass seine Finger sich verrannten!“

 

Viel Häme für verbog'ne Töne,

die kleinen Rächer - Musensöhne!

Nicht immer freudvoll sehn sie aus

bei Ihrem Service 'Ohrenschmaus'.

 

Doch, wer da abweicht nur um Spuren,

von der Meister Partituren,

der zaubert in verbiss'ne Mienen,

prompt Freudenglanz - na, wohl eh'r Grienen.

 

Die Hörer schwelgen im Affekte

und ignorieren Kleindefekte.

Maestro, zwar auch leicht gekränkt,

beherzt das Opus weiter lenkt.

  

Man sagt, Musik verbinde sehr. -

Ich bin da nicht so sicher mehr,

weil die, die Unisono üben,

leicht diesen Eindruck selber trüben.

 


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