Wenn sich der Kern vom Clan entfernt

 

Mein Weib hat jüngst, vor Mitternacht,

für läng're Zeit sich fortgemacht,

halb um die Welt im Riesenjet,

bekam dann auf 'nem Schiff ein Bett.

 

Dann galt 's alsbald, vor andern Dingen,

nachts den Äquator zu bezwingen.

Klabautermann wetzt durch die Wanten

beim Taufakt für die Querulanten.

 

Bald kam das ferne Land in Sicht.

Der Blick - diesmal ganz frei von Gischt

fiel auf die kakifarbne Küste.

Dahinter ist enorm viel Wüste.

 

Den Bertram  packte einst der Graus,

er war dort noch nicht ganz zu Haus.

Der Asienflieger fast krepierte,

als er beim Flug sich mal sehr irrte.

  

Die Ureinwohner fanden ihn,

bekamen Hans auch wieder hin.

Ich hoff', mein Weib verirrt sich nicht.

Touristenströme schließen dicht.

 

Drei Wochen bin ich hier allein

mit meinem schmucken Töchterlein.

Die Schränke sind so proppenvoll,

als wenn es Jahre währen soll.

 

Natürlich gibt 's viel guten Rat.

Die Freunde rufen: "Auf zur Tat!

Die Freiheit musst du gut benutzen,

beileibe nicht, um 's Haus zu putzen."

 

"Mach doch den Damen mal Avancen,

bei denen früher lagen Chancen!" -

"Ach, viele von den Hübschen allen

sind sicher doch schon arg verfallen!"

 

"Nun denn, was Junges in der Nähe.

Sieh mal, ganz reizend, diese Fähe!

"Los, auf zu einer Kneipentour

und lud're mal, rund um die Uhr!"

 

Es lodert schon im innern Kern.

Was soll 's, die Gute ist ja fern.

Darf ich die Stimme denn brüskieren,

die mich versucht zu amüsieren?

   

Du ließest sie alleine reisen,

beklagst nun herb den Schmerz des Waisen?

"Bei diesem Trip war 's Fliegen Pflicht.

In Flugmaschinen steig' ich nicht!"

 

"Doch ist 'ne Trennung auch ganz nützlich,

denn du erkennst dann ziemlich plötzlich:

Wenn sich der Kern vom Clan entfernt,

ist Letzterer doch sehr verhärmt".

 


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